Für die Wahl der Berufsausbildung sind jungen Leuten zwei Dinge besonders wichtig: Entspricht der Beruf den eigenen Interessen? Und wie viel Geld gibt es? Ersteres ist nur im Einzelfall zu beantworten. Auf die zweite Frage gibt das Tarifarchiv des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung Antworten. Die zentralen Ergebnisse mit Stand 1. Mai 2016 im Überblick: In welchem Ausbildungsberuf ist die Vergütung am höchsten? Das meiste Geld erhalten Auszubildende – sofern vorhanden – stets im vierten Lehrjahr: Dann liegen Lehrlinge im Bauhauptgewerbe West mit monatlich 1544 Euro bundesweit an der Spitze. Im Osten werden 1226 Euro gezahlt. Auch Auszubildende der Chemischen Industrie im Bezirk Nordrhein erhalten mit 1132 Euro überdurchschnittlich hohe Vergütungen, in der Chemieindustrie Ost sind es 1027 Euro. In der Metall- und Elektroindustrie liegen Azubi-Entgelte im vierten Jahr zwischen 1156 Euro (Nordwürttemberg/Nordbaden) und 1078 Euro (Sachsen). Bundeseinheitlich werden die Vergütungen in der Druckindustrie (1045 Euro) und im Öffentlichen Dienst des Bundes (1013) ausgezahlt. Im öffentlichen Dienst der Länder mit Ausnahme Berlins und Hessens sind es 1040 Euro pro Monat. All diese Angaben beziehen sich wohlgemerkt auf das vierte Ausbildungsjahr. Welche dreijährigen Ausbildungen liegen vorn? Im Versicherungsgewerbe starten die Auszubildenden im ersten Lehrjahr mit 903 Euro, im zweiten erhalten sie 978, im dritten 1062 Euro. Ähnliche Vergütungen werden im Bankensektor gezahlt: 926 Euro im ersten, 988 im zweiten und 1050 im dritten Jahr. Vergleichsweise gut verdienen die Azubis auch im Gebäudereiniger-Handwerk, wo die Vergütungen im Westen zwischen 650 und 925 Euro, im Osten zwischen 585 und 835 Euro liegen. Dieses Beispiel macht auch deutlich, dass in Ost und West teils deutlich voneinander abweichende Tarife gelten. Weniger ausgeprägt, aber feststellbar sind zudem Unterschiede zwischen dem Norden und dem Süden. Verallgemeinert gilt: Im Westen und Süden wird mehr gezahlt als im Osten und Norden. Bundeseinheitlich zahlen unter anderem die Bahn (976 Euro im dritten Jahr), die Post (920) und die Telekom (975). Welche Ausbildungsberufe werden regional besonders unterschiedlich vergütet? Neben dem bereits erwähnten Bauhauptgewerbe ist der Abstand im Groß- und Außenhandel zwischen Mecklenburg-Vorpommern und Hessen im dritten Lehrjahr besonders groß: 795 Euro gibt es im Nordosten, 993 Euro zwischen Darmstadt und Kassel. In der Textilindustrie Ost werden im dritten Jahr 800 Euro gezahlt, in Hessen sind es 1009 Euro. Den größten Abstand weist das Hotel- und Gaststättengewerbe auf: In Mecklenburg-Vorpommern bekommen Azubis im dritten Jahr 640 Euro, in Bayern sind es 923 Euro, also 283 Euro mehr. Wo wird am schlechtesten bezahlt? Mit 550 Euro im ersten Lehrjahr, 580 im zweiten, 650 im dritten und 695 Euro im vierten Lehrjahr fallen die Vergütungen nach Angaben des WSI im KFZ-Gewerbe Thüringen am geringsten aus. Nur Lehrlinge, die in Betrieben der Tarifgemeinschaft des KFZ-Handwerks NRW arbeiten, bekommen ähnlich geringe Vergütungen. Unterdurchschnittlich sind zudem die Entgelte im HoteI- und Gaststättengewerbe, in der Holz und Kunststoff verarbeitenden Industrie sowie im privaten Verkehrs- und Logistikgewerbe. Dort liegen die Vergütungen vom ersten bis zum dritten Lehrjahr zwischen 570 und 760 Euro. Wie haben sich die Azubivergütungen 2015 entwickelt? Die allermeisten Entgelte wurden in einem Bereich zwischen 2 und 4,5 Prozent angehoben. Spitzenreiter war das Hotel- und Gaststättengewerbe Sachsen, wo die Vergütungen um zehn Prozent stiegen – allerdings von niedrigem Niveau aus. … KÖLNER STADT-ANZEIGER MITTWOCH, 11. MAI 2016 08:30 GMT